Seit wenigen Jahren bestimmen drei fast absolute imperialistische Machthaber: Putin, Trump und Xi das wesentliche Weltgeschehen. Wie kommen Sie diese drei und und andere Menschen der Weltschichte (vor allem Männer) zu einer solchen Machtfülle?
Seid Jahrtausenden leiden Menschen unter machthungrigen, despotischen Herrschern, die es mit anderen Völkern nie, mit ihrem eigenen selten gut meinen – Charaktere, die ihre Machtvollkommenheit zelebrieren und beständig ausbauen. Es scheint so, dass Macht die Betroffenen selbst beständig verändert und süchtig macht. Doch, dass es überhaupt soweit kommt, dazu gehören immer Mehrere. Die einen, die die Macht anstreben und die anderen, die zulassen oder fördern, dass Einzelne besonders mächtig werden.
Die Anzahl der Fälle deutet auf eine tief in unserem Inneren angelegte Suche nach Führungsfiguren hin. Seit Hunderttausenden von Jahren von der afrikanischen Savanne bis heute ernennen wir in Gruppen, im Militär, in Betrieben, in Vereinen und Gesellschaften kleinere und größer Führungsfiguren. Ja, selbst bei den Tierrudeln gibt es Anführer oder Anführerinnen. Es scheint das Normalste der Welt zu sein, sich über- oder eben auch unterordnen zu wollen. Vor allem die Unterordnung ist ein erstaunliches Phänomen. Denn einerseits wollen wir selbstbestimmt leben, andererseits sehnen wir uns nach jemandem, an dem wir uns orientieren können, nach einem, der uns die jeweils größere Verantwortung abnimmt. Es scheint die große Masse der Menschen interessiert und damit auch verantwortlich dafür zu sein, dass Einzelne so mächtig werden, dass sie sogar über Tod und Leben Vieler entscheiden können. Einstein wird der Satz zugeschrieben: „Die Welt wird nicht von den Menschen bedroht, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.“ – auf die Mächtigen der Welt übertragen: „Nicht die Mächtigen selbst sind das Problem, sondern wir, die wir zulassen oder sogar fördern, dass Einzelne so mächtig werden.“
Dabei verschwimmt für die Verehrer und die Verehrten gleichermaßen die Grenze zwischen gottähnlichen Menschen und menschlichen Göttern. Ich denke da z.B. an die ägyptischen Pharaonen, Alexander den Großen oder Napoleon, die sich aufgrund der ihnen dargebrachten Verehrung selbst nicht mehr sicher waren, ob sie nicht vielleicht tatsächlich Götter sind?
Wir erkennen, es ist in uns angelegt Mächtige zu ernenne und zu verehren und zwar sowohl in dieser als auch in der göttlichen Welt? Hat uns die Sehnsucht, nach einem, der es ,richtet‘, zum Glauben an den einen Gott gebracht? Oder hat uns der Glaube an den einen, allmächtigen Gott dazu gebracht, Menschen zu vergöttern, weil Gott so fern und unnahbar ist? Leisten wir der Entstehung von menschlichen Göttern Vorschub, indem wir den einen Gott mit all den Attributen ausstatten, mit denen wir auch die Mächtigen dieser Welt ansprechen? – Ist die Entstehung der Mächtigen also ein Missverständnis aus der Glaubensausprägung, oder sogar explizit abgeleitet aus dem Ein-Gott Glauben? Inbrünstig singen Gläubige seit Jahrhunderten: „Großer Gott wir loben dich, Herr wir preisen deine Stärke, vor die beugt die Erde sich … haben wir also mit dieser Art von Gottesbild Menschenbilder heraufbeschworen, gottähnliche Gestalten, aus Fleisch und Blut?
Im Blick auf Jesus stünde uns ein komplett anderes Gottesbild zur Verfügung und das Lied von oben könnte lauten: „Barmherziger Gott, wir verehren dich, für deine Güte, deine Zugewandtheit, deine Verletzlichkeit, dein Mitgefühl, deine Größe in deiner Machtlosigkeit am Kreuz … Anderen alten Religionen, wie zum Beispiel dem Buddhismus, fehlt dieses Bild des allmächtigen Herrschers, der die Welt richtet. Haben die Buddhisten folgerichtig in ihren Gesellschaftssystem zu anderen Lösungen gefunden als wir, die heutigen oder ehemaligen Ein-Gott Gläubigen? Tatsächlich lässt sich feststellen, dass hier ein Zusammenhang bestehen könnte, denn die hierarchisch, politische Macht buddhistischen Herrscher war oft geringer als bei uns. Darüber hinaus sind egalitäre Organisationen in Buddhistischen Gesellschaften seit langem etabliert. Man könnte meinen der Buddhismus fördert die moralische Begrenzung der Macht. – in spannendes Thema, dem man tiefer nach gehen könnte.
Doch auch und gerade in der westlichen Tradition haben wir eines der erfolgreichsten Machtbegrenzungssysteme erfunden, das Menschen jemals entwickelt haben: Die Demokratie! Das die Mächtigen funktionierender Demokratien ihre Macht nach einer festgelegten Regierungszeit freiwillig wieder abgeben und nicht erst nach einer militärischen Niederlage oder dem eigenen Tod – das ist wohl einer der größten kulturellen Errungenschaften der Menschheit. Kanzler und Präsidenten reichen den Staffelstab der Macht friedlich und sogar mit Glückwunsch auch an die, nicht von ihnen selbst bestimmten Nachfolger weiter. – Ein demokratischer Höhepunkt!
Sicherlich, auf einem anderen Blatt steht, dass diese Machtbeschränkung in vielen Demokratien immer wieder neu erkämpft werden muss. Und, inwieweit dieses freiheitlich demokratische System mit seinen kurzen Regierungszeiten, inneren Auseinandersetzungen und Kompromissen einfacheren langfristigeren Machtstrukturen gewachsen oder sogar überlegen ist, muss immer wieder neu erarbeitet werden.