Liebe Lionsfreunde,

herzlich willkommen hier in unserem Garten.

Wieder ist ein Jahr vergangen, ein Lionsjahr. Wir haben einen Menge Geld gesammelt, gespendet und verteilt. Und doch müssen leider feststellen, die Welt ist trotz unserer Anstrengungen auch in diesem Jahr nicht wirklich besser geworden. Nicht global und auch regional nicht sichtbar.

Kriege, Verfolgungen und Naturkatastrophen haben die Zahl der Flüchtlinge weltweit erneut steigen lassen. Derzeit sind etwa 40 Mio. Menschen weltweit auf der Flucht vor Kriegen und Naturkatastrophen. In Deutschland steigt die Zahl der Asylbewerber um fast 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat berichtet die Süddeutsche Zeitung. Knapp 7 Mrd. Menschen bevölkern inzwischen die Welt. Würden alle so leben wollen wie wir Deutschen so bräuchten wir 2,4 Planeten, so wie die US Amerikaner, so wären 4 Planeten erforderlich.

46 000 Lionsclubs in über 200 Ländern dieser Erde haben sich das Leitwort ‚we serve‘ auf die Fahnen geschrieben.

Und das Ergebnis ?? Es ist eigentlich nicht zu sehen. Ist also unser Engagement also doch nur ein Feigenblatt? Die 25 000.- Euro Spendengelder die wir dieses Lionsjahr weiterreichen konnten? Auf alle Clubs hochgerechnet, wären das immerhin etwa 1 Mrd. Euro. Ein Tropfen auf den heißen Stein.

Viel wichtiger als Geld zu sammeln ist unser weltweites Handeln und Agieren, unsere tägliche Arbeit. Sie prägt die Welt viel mehr als das bisschen soziales Engagement, das wir an den Tag legen. Unser ganzes menschliches Handeln ist gefragt: unsere Fairness, unsere Ehrlichkeit, unsere Offenheit und unsere Wahrhaftigkeit im ganz persönlichen Alltag.

Doch werden wir die Herausforderungen dieser Welt, z.B. die der Klimaveränderung in den Griff bekommen?  Vermutlich nicht! Können wir verhindern, dass Menschen auf dieser Welt verhungern? Man könnte meinen, es wäre möglich – die Tatsachen sprechen dagegen! Können wir beeinflussen, dass im armen Afrika die Bevölkerungszahlen weiter explodieren und im reichen Europa stagnieren?

Wir leben in einer hochtechnisierten Welt, die einen enormen Bedarf an schier allem hat und droht unseren Planeten langfristig zu überfordern. Wir verbrauchen das Öl der Welt in wenigen Generationen, wir blasen CO2 in Massen in die Luft, fischen die Meere leer und holzen die Urwälder ab, gegen besseres Wissen.

Das bringt riesige Probleme mit sich. Und wir können das Rad nicht zurückdrehen, weder persönlich noch global. Es gibt nur einen unumkehrbarer Entwicklungsstrang. Er kennt nur eine Richtung, lässt kein Zurück zu, kein Innehalten, keinen zweiten Versuch. Immer wieder mal erwische mich dabei, dass ich das Erlebte nochmal in Zeitlupe sehen möchte oder mit der Taste rückgängig machen, nochmal anders entscheiden möchte  – es geht nicht! – Gott sei Dank geht es nicht, denn wo kämen wir hin, wenn der eine dies der andere das rückgängig machen würde. – Schließlich leben wir in einer interdependenten Welt, in der keine Handlung eines Menschen für andere folgenlos bliebe.

Vor einigen Wochen hatte ich Gelegenheit Herrn Rademacher zuzuhören, der den Zustand der Welt faszinierend und erschreckend zugleich in vielen Fassetten beschrieb.

Ein Gedanke am Schluss ist bei mir hängengeblieben. Und zwar die Frage: Durch unseren technischen Fortschritt erreichen wir derzeit enormes. Die technisch/technologischen Entwicklungen der Menschen sind überaus hilfreich, problemlösend und wegweisend in eine gute Zukunft. Gleichzeitig wächst jedoch unser Überblick. Wir bekommen Katastrophen wie Überbevölkerung, Kriege, Hunger oder Auswirkungen der Klimaveränderung fast täglich online vor Augen geführt. Es scheint ein Wettrennen zu sein. Hier entsteht ein Problem, dort erarbeiten wir eine Lösung, doch wir sind noch nicht fertig, da kommt das nächste größere Problem hinzu. Werden wir diesen Wettlauf mit der Zeit und ihren jeweiligen Fragen, die sie aufwirft, als Menschheit bestehen oder werden wir untergehen?

Herr Rademacher gibt der Menschheit eine Chance zwischen 30 und 50 %. Nun eigentlich könnten wir verzweifeln, den Bettel hinschmeißen, oder alles laufen lassen und in Depression verfallen, vieles gäbe uns ausreichend Grund dazu! Doch –  es würde zu nichts führen, nichts verbessern, und niemandem helfen, ganz im Gegenteil. Was bleibt also zu tun? Verantwortliches Handeln, Flexibilität (um auf das, was auf uns einstürmt, sinnvoll reagieren zu können) Mut zur jeweils richtigen Entscheidungen, sobald sie denn erkennbar/entscheidbar ist – und vor allem Demut. Demut, die anerkennt, dass wir Menschen nicht alles machen/leisten können. In diesem Sinne steht uns eine gewisse Bescheidenheit gut zu Gesicht und die Dankbarkeit für unser aktuelles Leben in Frieden und Wohlstand hier in Deutschland.

Dass wir nicht alles leisten können führt zur Erkenntnis, dass wir auch nicht alles leisten müssen. Jeder von uns hat vor allem die Verantwortung für sein eigenes Leben und nicht immer gleich für die ganze Welt. Trotzdem also, trotz allem Leid und aller Unzulänglichkeit dürfen wir uns über unser Leben freuen – ja wir haben geradezu keine ernstzunehmende Alternative!

Optimismus gepaart mit einem gehörigen Stück Verantwortung und Caritas scheint eine durchaus geeignete Haltung zu sein. Und Freude und Glück ist mit der Verantwortung für Andere /Hilfsbedürftige verknüpft.  Melvin Jone, der Gründer der Lionsbewegung sagt:  „Du kommst nicht sehr weit, bis Du beginnst, etwas für andere zu tun“

In diesem Sinne verstehen wir uns als Lionsfreunde, die helfen und gleichzeitig das Leben genießen und Freude daran haben. Die richtige Balance dazu zu finden bleibt unser steter Anspruch und unsere Aufgabe.