Wenn wir die drei Säulen der Nachhaltigkeit Ökonomie, Ökologie und Soziales als Einheit verstehen, sind wir auf dem richtigen Weg. Eines ohne die jeweils anderen führt in die Irre. Darüber hinaus ist ein möglichst gutes Leben für Milliarden von Menschen auf unserem Planeten ohne vielfältige Innovation nicht zu erreichen.
Herr Oswald, Sie wurden mit dem renommierten deutschen Umweltpreis ausgezeichnet, wofür?
Das müssen Sie eigentlich die fragen, die uns ausgezeichnet haben. Wir entwickeln und produzieren elektrischen Hauptantireben für die Bereich Industrie, Energie und Mobilität. Wir verkaufen Antriebslösungen, die unseren Kunden vor allem ein mehr an Produktivität und Energieeinsparung bieten. Oft gepaart mit Geräuschreduzierung, Ölfreiheit, optimaler Regelbarkeit und minimalem Wartungsaufwand. D.h. unsere Kunden können ihre jeweiligen Anlagen wie Schredder, Pressen, Mischer, Pelletierer, Extruder etc. deutliche günstiger oft auf weniger Fläche und mit besserer Performance betrieben. Das bedeutet bei gleicher oder besserer Produktivität reduzierter Energie- und Ressourcenbedarf oft im zweistelligen Bereich. In übertragenem Sinne ist unsere Firma ein Energieanbieter, denn selbst nach Abzug aller energetischen Einsatzkosten ersparen wir der Welt jährlich etwa 1,5 Mrd. kWh. Das ist ein Rechenergebnis wie folgt: Würden alle Antriebsaufgaben mit der jeweiligen älteren Technik ausgerüstet, die nach wie vor käuflichen ist, so würden sie mehr als 1,5 Mrd. kWh mehr verbrauchen als sie es heute tun mit unserer Direktantriebstechnik tun. Wir profitieren von steigenden Energiekosten, dann erst dann investieren unsere Kunden bzw. Endkunden in energiesparende Techniken.
Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie?
Ich bin der Überzeugung, dass wir die drei Säulen der Nachhaltigkeit Ökonomie, Ökologie und Soziales als Einheit verstehen müssen um auf dem richtigen Weg zu bleiben. Eines ohne die jeweils anderen führt in die Irre. Weltpolitisch gehören diese drei Säulen durch den erklärten Willen zum Frieden und einem „Mehr“ an Gerechtigkeit ergänzt. Im Unternehmensalltag geht es um ein faires und menschenwürdiges Arbeiten und Miteinander. Die erste soziale Frage im Unternehmensalltag richtet sich an mich selbst: „Was brauche ich, was wünsche ich mir oder was fehlt mir, damit ich mich an meinem Arbeitsplatz wohlfühle? Denn ganz ähnliche Bedürfnisse haben meine Mitarbeiter auch und ich kann mir überlegen, wie ich diese Bedürfnisse am besten erfüllen kann. Typische Grundbedürfnisse sind: Ich möchte dazugehören, Bedeutung haben, mich fähig fühlen, Einfluss haben, mich sicher fühlen, gesund leben und Verantwortung übernehmen. Mein
Job ist es dafür zu sorgen, dass sich meine Mitarbeiter wohl und motiviert fühlen. Menschlichkeit und Firmenerfolg fördern sich dabei gegenseitig. Beim Umgang mit Ressourcen, Flächenverbrauch und Energie ist unsere Flora und Fauna unser bestes Vorbild. Alles wird wiederverwendet, nichts wird verbraucht. Hier können wir beständig lernen unsere technischen Ansätze zu verbessern. In Kreisläufen denken, wirtschaften und handeln ist unser aller Aufgabe und auch unser Ziel im Arbeitsalltag. Gleichzeitig lässt sich keine Firma ohne wirtschaftlichen Erfolg führen, geschweige denn anspruchsvolle Investitionen tätigen. Umsatz und Gewinn und Wachstum sind unerlässliche Aufgaben jedes Unternehmens. Wenn sich unsere Ziele oder unsere Moral jedoch allein auf diese drei Themen fokussieren oder gar beschränken, machen wir etwas falsch. Vor alle Wachstum muss nicht unbedingt quantitative, sollte jedoch in jedem Fall qualitativ sein.
Wie wird der Wettstreit zwischen Verbrennungs- und Elektromotor ausgehen?
Die Batteriespeichertechnik schreitet leider nur schleppend voran, dennoch und auch deshalb boomt im mobilen Bereich die Hybrid Technik. Verbrenner werden zu Hybridantrieben und zwar an Land, zu Wasser und zukünftig auch in der Luft. Es ist nicht mehr die Frage ob, sondern lediglich wann der Verbrennungsmotor, etwa wie die Dampfmaschine, aus unserem Erlebensbereich verschwinden wird. Für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung haben wir letztendlich keine Wahl. Die technische Zukunft wird elektrisch sein und zwar von der Erzeugung bis zum Verbrauch. Nebenbei ist das Verbrennen fossiler Energieträger eine enorme Ressourcenverschwendung.
Was sind aktuelle und zukünftige Projekte oder Kooperationen?
Wir arbeiten parallel an einer ganzen Reihe von Forschungsprojekten mit verschiedenen europäischen Projektpartnern, Instituten und Universitäten oder auch in Form von Bachelor- und Masterarbeiten. Inhaltlich geht es um Produktentwicklungen, Fertigungsoptimierung und immer wieder um Energieeinsparung. Aktuell arbeiten wir z.B. an der Teilelektrifizierung von LKW-Aufliegern, am Ersatz von Hydrauliksystemen in Straßenreinigungsfahrzeugen, an der Flexibilisierung und Optimierung von Halbprodukte, an Themen der Laserbearbeitung, in Bereichen der Medizintechnik, an der Logistikoptimierung oder einem Konzept zur Energieoptimierung des Gesamtunternehmens OSWALD. Darüber hinaus forschen wir im Bereich der Supraleitung an modernen Antriebskomponenten der Luftfahrtindustrie.
Elektrischer Verkehrsflugzeuge, meinen sie das ernst?
Eines unserer beiden HTS – Projekte zielt auf die Entwicklung hybrider Vortriebstechnik für Verkehrsflugzeuge. Die Flugzeugindustrie hofft in Zukunft ihre Fanantriebe elektrisch betreiben zu können. Dazu entwickeln wir in einem europäischen Konsortium einen supraleitenden Vortriebsmotor mit extremen Eigenschaften. Z.B. versuchen wir das Leistungsgewicht dieses Motors auf den für Elektromotoren schwindelerregenden Wert von 20 kW/kg hochzuschrauben. Ein solches Vorhaben können wir nicht aus eigenen Kräften stemmen und freuen uns, dass wir hier ein von der EU gefördertes Forschungsprojekt leiten dürfen. Die konkreten Ziele dieses Projekt sind, Verbrauch, Abgase und Geräusche von Verkehrsflugzeugen zwischen 60 – 90% zu reduzieren. In zwei Jahren werden wir erste Ergebnisse vorlegen können. Bis sie ein derartiges, hybrides Verkehrsflugzeug einsteigen können werden jedoch vermutlich noch 15 bis 20 Jahre vergehen.