BKU – Interview mit Johannes Oswald,

„Innovation“ und „Nachhaltigkeit“ sind zwei Begriffe, die in der Berichterstattung schnell bei der Hand sind. Beides droht schnell zur Worthülse zu werden. Was bedeuten „Innovation“ und „Nachhaltigkeit“ für Sie?

Innovation geht ohne Nachhaltigkeit, Nachhaltigkeit geht nur mit Innovation nicht ohne!

Es ist einen Lebenseinstellung geworden – und es ist durchaus traurig, dass die Worte so leichtfertig für irgendetwas verwendet werden. Es macht mir viel Spaß mit meinen Leuten etwas Neues zu entwickeln, wir sind ein geniales Team, schnell, effektiv und innovativ. Als Oswald Elektromotoren genießen wir einen sehr guten Ruf in der Branche und auch in unserer Heimatstadt gelten wir zurecht als innovativ und sozial. Das sind jedoch keine Lorbeeren sondern Ansporn noch besser zu werden.

Kein Unternehmen möchte gerne als nicht nachhaltig in der Öffentlichkeit dargestellt werden. Wie kann sich ein Unternehmen positionieren?

Unsere Anstrengungen im Motorbau sind vom Markt und den eigenen Überzeugungen getrieben. 2017 haben wir für unsere Torquemotoren den deutschen Umweltpreis erhalten.

Durch unsere Technik können unsere Kunden jedes Jahr enorme Energiemengen einsparen.

Meinen Berechnungen ergeben eine Energiemenge von 1,5 TWh/ Jahr – die durch den Ersatz der jeweils älterer Techniken möglich wurde und wird. Im Unternehmen achten wir auf Energieeinsparung, tauschen uns regelmäßig mit andern Unternehmen aus. Seit Jahren leite ich den IHK Industrieausschuss und bringen entsprechende Themen ein.

Blicken wir auf die Historie ihres Unternehmens: Seit wann steht Nachhaltigkeit bei Ihnen auf der Agenda? Bei mir persönlich und damit auch bei mir als Unternehmer

Ökologie: Ende der 70iger war unser Themen: Jute statt Plastik, Dritte Welt Handel, mit alternativer Energietechnik experimentieren. In den 90ern bin ich aus Überzeugung ein kleines E-Auto gefahren und hatte 1996 mit über 6kW die größte PV Anlage des Landkreises errichtet. Ende 1998 hatte ich hatte eine Genehmigung für die Errichtung von zwei Windkraftanlagen über Miltenberg in der Tasche.

Als junger Unternehmer habe ich erfahren wie sich Ökologie und Bürokratie wiedersprechen. Die Genehmigung für die Investition in einen 1Kubikmeter großen Abbrennofens mit Nachverbrennung vom Feinsten hatte eine Genehmigungszeit von 10 Monate. Früh habe ich versucht den Umweltschutz im Unternehmen voranzutreiben und darauf hinzuarbeiten möglichst energieautark zu arbeiten, Recycling Prozesse ernst zu nehmen und zu optimieren, Abfälle und Wertstoffe sauber zu trennen.

Soziales: Persönlich war ich viele Jahre Jugendleiter in der katholischen Jugend Miltenberg. Mein erster Job als frischgebackener Ingenieur war ein einjähriger Einsatz in der Entwicklungshilfe im Wasserbau in den Slums von Cali, Kolumbien. In den 90igern war ich verantwortlich für den Bau eines Flüchtlingslagers für Kap Anamur in Kroatien. Kurz nach dem Mauerfall habe ich zusammen mit einem Freund eine Hilfstransport von 24 LKWs ins russische Kusnezker Becken und einen weiteren nach Eibelstadt in Rumänien begleitet.

Ökonomie: Von meinem Vater habe ich Ökonomie gelernt – nur wenn etwas übrig bleibt, kann man wieder investieren, kulturelle und soziale Projekte unterstützen. Seinen Rat, mach dich unabhängig von Banken, denn sie haben nur Regenschirme für die Tage an denen die Sonne scheint. – Als Unternehmen sind wir solide finanziert. In der letzten Krise mussten wir trotz massivem Umsatzeinbruch keine Mitarbeiter entlassen, konnten gelassen auf das Ende dieser Krise warten und währenddessen investieren.

Zum erfolgreich sein gehört in unserer Branche vor allem Innovationen – das Nachzumachen was andere tun ist keine Lösung. Seit Jahrzehnten beschäftigen wir uns intensiv mit der Weiterentwicklung von Motoren, Generatoren und Fertigungsverfahren, letzteres war sehr früh mein persönliches Steckenpferd. 2009 – 2011 konnte ich an der dem BKU – Unternehmerspiegel Nachhaltigkeit mitarbeiten, ein nach wie vor ein sehr schönes Ergebnis, finde ich.

Können Sie den Prozess, etwas Neues zu entwickeln und dabei nachhaltig zu arbeiten, an einem Beispiel erläutern?

Wir machen meistens kundenspezifische Anpassungen und Innovationen – z.B. entwickeln wir in einem Konsortium Flugzeugantriebe der neuesten Generation. Das ,ship of the year‘ 2015/16/17 und 18 hat jeweils einen der modernste elektrischen Hauptantriebe von uns. Die Pressenantrieb der meisten Autofirmen arbeiten hocheffizient und enorm energiesparend mit unseren Torquemotoren, das größte Elektroauto der Welt, ein Muldenkipper, wird mit einem Oswald Motor angetrieben. Der dynamischste und kompakteste Prüfstandmotor für Elektroautos kommt aus unserem Hause um nur einige Beispiele zu nennen.

Kapitalismus und Marktwirtschaft haben viele verschiedene Seiten. Eine weißt durchaus Richtung Nachhaltigkeit: denn auch ohne einen ökologische Ausrichtung ist es eine marktwirtschaftliche Tugend mit möglichst geringem Energie-, Personal-, und Materialeinsatz ein möglichst gutes und effektives Produkt zu erzeugen. Der Wettbewerb treibt uns an immer noch intelligentere und optimalere Lösungen zu suchen und zu verwirklichen. Wenn jetzt noch der innere Kodex stimmt geschieht das Ganze in sozialer und ökologischer Verantwortung und kulturell eingebunden in die jeweilige Region.

Kann ein Unternehmen überhaupt noch erfolgreich am Markt sein, wenn der Aspekt der Nachhaltigkeit keine Rolle spielt?

Ich denke nein, aber natürlich gibt es große Unterschiede. Die nachhaltigsten Firmen sind eindeutig Mittelständler und Familienunternehmen. Wir übernehmen Verantwortung für Mitarbeiter und in der Region, wir müssen keinen Trends nachlaufen und uns nicht immer wieder durch noch mehr Wachstum und Gewinn bestätigen. Darüber hinaus müssen wir meist keinen externen Shareholder befriedigen. Die Führung ist gesetzt, die Ziele bleiben konstant. Die Mitarbeiter (und das Finanzamt als stiller Teilhaber) können sich jahrzehntelang auf kontinuierliche Stabilität verlassen. Drüber hinaus: Ich bin weniger der Besitzer als vielmehr der Verwaltern unserer Firma in meiner Generation und hoffe das Staffelholz irgendwann an die nächste Generation übergeben zu können.