Wer ist die Oswald Elektromotoren GmbH?
Oswald ist zunächst mal ein Familienunternehmen, ich bin sozusagen die 4. Generation. Mit einer über 100 jährigen Geschichte sind wir einerseits traditionsbewusst, andererseits technisch hoch innovativ. Wir beschäftigen etwa 140 Mitarbeiter am Standort Miltenberg und sind ein typischer Vertreter des deutschen Maschinenbaus. An Hand des VDMA Indexes können sie in etwa unsere Geschäftslage ablesen.
Wir sind in der komfortable Lage, keinen Aktionäre oder Banken, sondern nur unseren Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern und uns selbst verpflichtet zu sein. Wir sind wertschöpfend tätig und investieren Überschüsse grundsätzlich im eigenen Unternehmen. – Gier nach schnellem Geld bzw. schnelle Rendite und kurzfristiges Denken können wir uns nicht leisten – Begriffe wie kurzfristig oder schnell benötigen wir ausschließlich für unsere Produkte und unsere Fertigung. Geschäftsleitung und Vertrieb sind technisch orientiert, kaufmännische Zahlenwerke sind für uns Hilfsmittel und keine Strategievorgaben. Außer unseren Kunden treiben uns nur Innovation und Qualitätsverbesserungen zu Höchstleistungen an.
Unsere Produkte, Motoren und Generatoren und werden kundenspezifisch und individuell gefertigt in Stückzahlen von 1 bis 1000 Stück/ Jahr. Dafür, dass unsere Motoren besonders ansehnlich sind oder unsere Firma einen guten Ruf genießt bekommen wir leider keine Aufträge. Wir leben davon die Maschinen unserer Kunden deutlich zu verbessern. Produktivitätssteigerung und Energieeinsparung im Bereich von 10 bis 100% sind dabei oft die zwei Seiten der selben Medaille.
Wie ist ihre aktuelle wirtschaftliche Lage?
2009 war ein wirklich mageres Jahr. Wir haben Überstunden abgebaut und mit geringfügiger Kurzarbeit auf betriebsbedingte Kündigung verzichten können. Trotzdem konnten wir mit etwas Glück schwarze Zahlen schreiben. Wir haben die Zeit zu internen Verbesserungen genutzt und auch drei Tage lang unser 100 Jähriges Bestehen gefeiert. Nach einem schwachen ersten Halbjahr 2010 konnten wir in den letzten 6 Monaten 2010 alle unsere bisherigen Rekorde brechen. Erfolg am Markt die Voraussetzung für vieles und dringend erforderlich für eine positive Weiterentwicklung des Unternehmens. Dabei möchte ich hinzufügen, dass Größe oder Umsatz allein für uns keine anstrebenswerten Kriterien sind.
Welche Ziele verbinden Sie mit Ihren Produkten?
Nun letztendlich stehen wir für den technischen Fortschritt und damit für die Förderung des Wohlstands der Menschen. Unsere Produkte passen perfekt in den Zeitgeist, in dem Verantwortung für die Schöpfung und Ressourcenschonung wichtige Begriffe geworden sind. Wir sind grüner als viele, die es sich groß auf die Fahnen schreiben. Unsere Wasserkraft- und BHKW – Generatoren erzeugen regenerativen Strom, unsere Antriebe reduzieren den Energieverbrauch bei Kunden und Endkunden. Wir entwickeln mit an äußerst sparsamen Elektroantrieben für die Mobilität von morgen. Auch in unserem Unternehmen leben wir das Thema Energieeffizienz und engagieren uns seit Jahren in diesbezüglichen regionalen Arbeitskreisen. Im Sinne eine dreifachen Nachhaltigkeit versuchen wir Ökonomie, Ökologie, Soziales in einem vernünftigen Dreiklang zu verbinden. U.a. ist beim BKU auch durch unsere Mitarbeit ein Unternehmerspiegel zur Nachhaltigkeit entstanden.
Welche Mitarbeiterstrategie verfolgen Sie?
Wir arbeiten fast ausschließlich mit fest angestellten Mitarbeitern. Diese werden durch einen geringen Anteil von Leiharbeitern (um die 5%) ergänzt. Wir legen Wert auf langfristige Betriebszugehörigkeit und haben eine äußerst geringe Fluktuation. Seit vielen Jahrzehnten bilden wir junge Menschen hauptsächlich in technischen Berufen aus und ermöglichen jährlich vielfältige Praktika. Wir suchen unsere Mitarbeiter üblicherweise in der unmittelbaren Umgebung, so dass Arbeit und persönlicher Lebensmittelpunkt keine Gegensätze sind. Maximale Flexibilität auf Kosten der persönlichen Beziehung halte ich für kontraproduktiv.
Was bedeutet für Sie der Standort Miltenberg in Bayern und Deutschland?
Das ist der einzige, den wir haben. Wir sind stolz auf unser Miltenberg und auf Mainfranken. Wir sind gerne hier und fühlen uns wohl. Wir bezahlen brav unsere Steuern und genießen die deutsche Rechtssicherheit, die enge Vernetzung des Maschinenbaus, die gute Ausbildung von Mitarbeiter an der wir uns rege beteiligen und vieles mehr. Im Gegensatz zu Großunternehmen und finanzgeführten Unternehmen können und wollen wir unseren Standort nicht wechsel. Wir fühlen uns unseren Mitarbeitern, unserem Produkten und dem Standort Miltenberg verpflichtet.
J. Oswald persönlich
verheiratet, 2 Kinder, geschäftsführender Gesellschafter der Oswald Elektromotoren GmbH
Techniker, Entwicklungshelfer, Christ, Familienvater, Firmenchef, Miltenberger, Fahrradfahrer, regionaler Sponsor
Wie würden Sie Ihren Führungsstil bezeichnen?
Kooperativ, im Gegensatz zu autoritär. Das hat viele Vorteile. Erstens steigt mit der Freiwilligkeit einer Leistung die Produktivität und Qualität, andererseits werden genau die menschlichen Bedürfnisse angesprochen, die jeder von uns hat: beteiligt sein, ernst genommen werden, mitentscheiden können, Verantwortung tragen, letztendlich Sinn im eigenen Tun erfahren.
Die Zusammenarbeit zw. Betriebsrat und Geschäftsleitung spiegelt das konstruktive miteinander wieder.
Worin besteht ihre tägliche Arbeit?
Hmm, ich habe eine ganze Menge Jobs. Am liebsten befasse ich mich mit dem, was ich optimieren kann. Egal ob es dabei um unsere Produkt oder um Prozesse, Investition und Verbesserungen in der Firma geht. Ich betrachte mich als Ansprechpartner und Dienstleister für meine Mitarbeiter, egal ob sie mit Fragen, Problemen oder Vorschlägen kommen. Sie kennen die Situation an ihrem jeweiligen Arbeitsplatz am Besten und ich versuche den Gesamtzusammenhang zu ergänzen, dann kommt insgesamt etwas Vernünftiges heraus. So bin ich Organisator, Planer, Aufgabenverteiler und Schlichter und Personalchef. Ich halte persönlichen Kontakt zu wichtigen Kunden und Lieferanten und beschäftige mich damit die Anforderungen des Marktes zu verstehen oder auch vorherzuahnen. Ansonsten versuche ich ab und zu den Kopf frei zu bekommen, um den Überblick zu behalten. Natürlich muss ich die Firma auch nach außen repräsentieren und bin in der regionalen IHK und ähnlichen Organisationen aktiv.
Was an ihrem Job mögen sie überhaupt nicht?
Na ja, harte Preisverhandlungen oder Auseinandersetzungen mit berechtigten oder unberechtigten Forderungen sind nicht wirklich lustig. Das Unangenehmste an meinem Job jedoch ist es eine Kündigung aussprechen zu müssen, was bisher, Gott sei Dank, nur sehr selten erforderlich war.
Wie sehen sie ihre Aufgabe als Unternehmer Ihren Mitarbeitern gegenüber?
Dabei müssten sie zunächst nach meinem Menschenbild fragen. Ich bin vom Guten im Menschen überzeugt. Wir Menschen sind zunächst mal sozial veranlagt. D.h. wir sind grundsätzlich hilfsbereit, stehen füreinander ein und können uns aufeinander verlassen. Darüber hinaus sind wir fleißig und verantwortungsvoll. Wenn nun noch ein paar Voraussetzungen erfüllt werden können wir diese unsere Grundveranlagungen gut zur Geltung bringen. Hier kann ich als Unternehmer einiges richtig oder auch falsch gestalten und bemühe mich die Kombination von Freiheit und Verantwortung täglich neu in Einklang zu bringen. In jedem Fall geht es darum den einzelnen Menschen in seiner Würde ernst zu nehmen, so wie ich auch ernst genommen werden will. Arbeitszeit ist Lebenszeit, Arbeit darf/sollte Freude und Spaß machen, sonst stimmt etwas nicht. Daraus erwächst Motivation, die den Menschen und der Firma gut tut. Zunächst erwarte ich das, was ich auch zu geben bereit bin: Loyalität, Ehrlichkeit, Fairness, Verantwortung und den Willen zur Kooperation. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück. Ich bin bemüht, den respektvollen Umgang miteinander zu fördern, die sozialen Grundbedürfnisse meiner Mitarbeiter ernst zu nehmen, Anteil zu geben, eigenverantwortliches Handeln zuzulassen und zu fördern, Kooperation zu entwickeln, Sinn in der Arbeit zu ermöglichen z.B. durch sinnvolle Produkte, Störungen ernst zu nehmen und Konflikte so früh wie möglich zu entschärfen. Natürlich gehören auf der sachlichen, technischen Ebene: Saubere und – helle Arbeitsplätze, gute Luft, moderne Werkzeuge und Maschinen, hohe Arbeitssicherheit – klare Zuständigkeiten dazu. Und bei all dem dürfen wir nicht vergessen: Die Arbeit ist für den Menschen da, nicht umgekehrt.
Wo wollen Sie mit Ihrem Unternehmen hin?
Nun, der Weg ist das Ziel. Ich versuche die Firma auf hochmodernem Stand und so effektiv wie möglich zu halten, so dass das Unternehmen mit seinen Arbeitsplätzen langfristig erhalten bleibt und prosperiert. Wir helfen unseren Kunden ihre Maschinen zu verbessern und ihnen einen entsprechenden Vorteil im Markt zu verschaffen. Letztendlich arbeiten wir dadurch an der Wohlfahrt der Menschen und am Wohlstand dieser Welt. Wir tragen deutlich dazu bei, dass Endprodukte erschwinglicher werden und energiesparender hergestellt werden können. Das stärkt unsere Wettbewerbsfähigkeit und macht uns letztendlich zukunftsfähig. Ich wünsche mir, dass ich einmal mein Unternehmen, das ich von meinen Vätern geerbt habe, in verantwortungsvolle Hände weitergeben kann.